Diagnose – und jetzt?

Bei unserem Kind wurde eine Erdnussallergie / Baumnussallergie diagnostiziert - ist das jetzt schlimm?

Diese Frage lässt sich mit einem klaren „VIELLEICHT“ beantworten…

Ein positiver Allergietest stellt erst einmal nur fest, dass eine Sensibilisierung gegenüber einem Allergen vorliegt. Ob und wie ein Kind tatsächlich allergisch reagiert, lässt sich daraus leider nicht ableiten. Bei einem Großteil dieser Allergien handelt es sich um Kreuzallergien zu Pollen, bei einem kleinen, aber stetig zunehmenden Prozentsatz handelt es sich um ausgeprägte Nahrungsmittelallergien mit potenziell schwerem Verlauf.

Es ist also durchaus möglich, dass die Allergie nur leichte Symptome verursacht, wie z.B. Kribbeln im Mund (OAS – Orales Allergiesyndrom) oder leichten Hautausschlag. Es ist aber auch möglich, dass die Allergie einen anaphylaktischen Schock verursacht, der innerhalb von Minuten tödlich verlaufen kann, wenn er nicht rechtzeitig behandelt wird.

Ob es sich um eine „echte“ Allergie mit potenziell schweren Reaktionen handelt, lässt sich mittels verschiedener Diagnosemöglichkeiten herausfinden. Letzendliche Sicherheit gibt nur eine klinische Nahrungsmittelprovokation.

Anaphylaxie – was ist das?

Eine Anaphylaxie ist die schwerste Form einer allergischen Reaktion.

Sie ist ein medizinischer Notfall, der sofort behandelt werden muss. Sie kann sofort, innerhalb weniger Minuten bis hin zu mehreren Stunden nach Allergenkontakt eintreten.
Man spricht auch von einer systemischen Reaktion, da mehrere Organsysteme des Körpers betroffen sind: Haut, Verdauungstrakt, Atemwege, Herz-Kreislauf-System.

  • Hautausschlag, Hautschwellungen

  • Schwellungen an der Lippe sowie im Mund-Rachen-Raum

  • Heiserkeit, Husten, Atemnot, pfeifende Atmung

  • Übelkeit, Erbrechen, Bauchkrämpfe

  • Bewusstlosigkeit, Blutdruckabfall (Herzstillstand)

Allergische Reaktionen laufen nicht immer gleich ab, oft ebben sie von allein wieder ab (selbstlimitierend).
Ob sie leicht oder schwer verlaufen, lässt sichaber zu Beginn nicht immer vorhersagen.

Wenn eine schwere anaphalyktische Reaktion unbehandelt bleibt, ist sie wie eine Lawine, die das Kind einfach „überrollt“: Ein kerngesundes Kind, das gerade noch fröhlich und unbeschwert gespielt hat, wird innerhalb von Minuten todkrank. Aus diesem Grund ist schnelles Handeln notwendig.

Was kann man dagegen tun?

Eine Anaphylaxie ist ein medizinischer Notfall, der umgehend behandelt werden muss!
Allergiker, die anaphylaxiegefährdet sind, müssen IMMER ein Notfallset mit sich führen.

Dieses Set besteht aus:

  • Adrenalin-Autoinjektor (AAI)

  • bronchienerweiterndes Spray (bei Asthma, ggf. mit Inhalierhilfe)

  • Kortison

  • Antihistaminikum

  • Anaphylaxiepass (vom Arzt ausgefüllt)

Adrenalin (Epinephrin) ist das erste Mittel der Wahl bei einer schweren anaphylaktischen Reaktion. Es wird mit dem Autoinjektor in den äußeren Oberschenkelmuskel injiziert und wirkt innerhalb von ca. 5-10 Minuten kreislaufstabilisierend und muskelentspannend.

Keine Hemmungen!

Die Tatsache, dass es sich bei dem Autoinjektor (AAI) um eine Spritze handelt, führt dazu, dass viele Menschen Angst haben ihn anzuwenden. Aber: Der AAI ist für die Anwendung durch Laien konzipiert, das Medikament ist als Einmaldosis vordosiert, die Nadel ist nicht zu sehen. Die Injektion wird im Gerät automatisch ausgelöst, wenn der AAI gemäß Anleitung entsichert und fest gegen den äußeren Oberschenkel gedrückt wird.

Dies kann (und sollte!) mit einem Übungspen regelmäßig trainiert werden. Bei dem Wirkstoff Adrenalin/Epinephrin handelt es sich um ein körpereigenes Hormon, das beim herzgesunden Kind keinen Schaden anrichten kann.
Man kann nichts falsch machen – außer das Medikament NICHT zu geben!

Tipp: Abgelaufene Autoinjektoren können zu Übungszwecken in eine Grapefruit oder in einen durchsichtigen, festen Plastikbecher injiziert werden. So sieht man, dass die Nadel nicht sehr lang ist und dass das Medikament sehr schnell austritt.

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